„Schon wieder eine Informationsveranstaltung der Schule!“ Diese Klage hört man nicht mehr seit Corona Einzug in unserem Land gehalten hat. Die Schulen sind bundesweit geschlossen und Elternabende fanden schon lange nicht mehr statt. Aber trotzdem: In den nächsten Wochen müssen sich wieder Eltern von Grundschulkindern entscheiden, welche weiterführende Schule ihr Kind in Zukunft besuchen soll. Normalerweise werden sie dafür ausgiebig beraten durch Infoveranstaltungen, Tage der offenen Tür, Infobroschüren. Mindestens Punkt 1 und 2 fallen in diesem Jahr weg, wie so vieles andere auch im Lockdown.

Was also tun? Die Auwiesenschule Neckartenzlingen – ein kleinerer Ort zwischen Stuttgart und Tübingen, aber mit einem großen Schulzentrum, das von ungefähr 2000 Schülern besucht wird – hat dafür eine kreative Lösung gefunden: Eine Kampagne aus 14 kurzen Videoclips, gemeinsam vom Schulleitungsteam und einem Filmemacher und ehemaligen Schulleiter konzipiert und auf die Homepage der Schule gestellt. Die 13jährige Marleen erkundet in den Filmen, jeder nur ca. 1 Minute lang, verbunden mit einer kurzen Story, die unterschiedlichsten Situationen in der Schule. Unter der Perspektive „Bei uns stehen die Schüler im Mittelpunkt. Leben & Lernen – die Menschen der Auwiesenschule“ wird so das besondere Profil der Schule dargestellt.
Walter Korinek, der Filmemacher, der in seinem früheren Berufsleben 35 Jahre verschiedene Schulen geleitet hat, sagt dazu: „In vielen Filmen über Schulen wird das Gebäude in Form einer fiktiven Erkundungsfahrt durch die Räume gezeigt, häufig wird das Schulprofil durch Aussagen der Schulleitung bzw. durch Voice-over-Sprecher dargestellt und das Schulleben in abwechslungsreichen schönen kurzen Szenen von Schülern präsentiert. Der letzte Punkt fällt nun unter Coronabedingungen weg. Also müssen wir andere Wege gehen.“

Also macht man sich an der Auwiesenschule ans Planen und orientiert sich an modernen Konzepten des Personalmarketings. Um sich von traditionellen Formen abzusetzen, wird das Schulleben durch kurze Episoden dargestellt. Dies orientiert sich am Konzept des Storytelling und setzt darauf, dass der Film emotionale Momente schafft, Stimmungen transportiert, Informationen vermittelt und begeistern soll. Der Film erzählt jeweils kurze Geschichten. Und Geschichten bleiben besser und länger im Gedächtnis und führen zu einer emotional geleiteten Akzeptanz des schulischen Angebots. Sylvia Leis, die Rektorin und Stephan Gerhauser als Konrektor, sind von diesem Konzept sofort begeistert und gemeinsam machte sich das Team an die Arbeit.

In einer Videokonferenz werden die Mitglieder des Kollegiums über das Projekt informiert und motiviert. Walter Korinek informiert über grundlegende Bedingungen des Storytelling und zwei Kollegen mit Film- bzw. Theatererfahrung halten sich bereit, Kolleginnen und Kollegen bei der Erfindung kleiner Geschichten zu unterstützen. Innerhalb wenige Tage entwickeln die Lehrerinnen und Lehrer zahlreiche Ideen. Die Schulsanitäter, der Schulsozialarbeiter, der Schulhund kommen auf den Drehplan, aber auch ein Experiment aus der Chemie, eine Mathematikstunde, Kunstunterricht mit Banksy, der Verleih von Tablets für das Homeschooling, die Produktion eines Trickfilms über die Ballade von John Maynard wurden auf die Agenda des Projekts gesetzt. Sylvia Leis berät die Protagonistin über ihre Möglichkeiten und Chancen im Wirrwar der Bildungswege und zuletzt geht es noch mitten in die Renovierungsarbeiten, die gerade durchgeführt werden.

Zwei Kollegen entwerfen ein virtuelles Klassenzimmer für die Homepage, von wo man durch einen einfachen Klick die einzelnen Filme aufrufen kann.

Nun geht es an die Dreharbeiten. Marleen, die Protagonistin, entwirft ihre Aufsagertexte, Walter Korinek schleppt sein Sammelsurium an Kameras, Stativen, Mikrofonen, einen Gimbal und sonstigem Equipment an und los geht es. Improvisation ist groß geschrieben. Marleen wächst immer mehr in ihre Rolle als Hauptdarstellerin hinein und für eine Woche dreht sich in der leeren Schule fast alles um die Filmerei. Alles natürlich unter Einhaltung der Coronavorschriften, das heißt mit mindestens 1,5 m Abstand und Maske, wenn mehrere Personen gemeinsam agieren müssen; wo immer es geht, werden allerdings die Protagonisten einzeln aufgenommen und erst im Schnitt zusammengebracht. Und da die Schulen ja zur Zeit geschlossen sind, werden alle Unterrichtsszenen nur mit einigen wenigen ausgesuchten Schülerinnen und Schülern und natürlich mit Marleen nachgestellt.

Bei solchen Imagekampagnen stellt sich immer die Frage, wie motiviert man die Zielgruppe – hier die Schüler der 4. Klassen und deren Eltern – dazu, sich das Angebotene überhaupt anzuschauen. Wie bekommt man die Menschen auf die Homepage der Schule?

Und hier kommt der Förderverein der Schule ins Spiel. Jemand erzählt von einem Statement des Deutschen Institut für Marketing in dem es heißt: „Gewinnspiel-Marketing ist ein beliebter Weg, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zur Interaktion anzuregen.“ Gesagt, getan. In einem Flyer an alle Mitglieder wird ein Wettbewerb ausgelobt: „Suche den Schulhund!“ in den Filmen. Jeder, der den Titel der Clips nennen kann, in dem Calea, der Schulhund auftaucht, nimmt an der Verlosung von gestifteten Preisen teil.

Und nun sind alle Beteiligten sehr gespannt, ob die Kampagne ankommt. Das zeigt sich bald in der Zahl der Neuanmeldungen für die Eingangsklasse. Aber unabhängig davon hat sich die Aktion jetzt schon gelohnt. Rektorin Sylvia Leis betont: „Ich bin froh, glücklich und auch ein wenig stolz, dass und wie WIR diese Aktion als kleinen Einblick in unsere Schule auf die Beine gestellt haben. Ich finde es gleichzeitig schade, dass wir unsere gute Schule überhaupt bewerben müssen. Mein Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben.“

Alle 14 Folgen auf der Webpräsenz der Schule: www.aws-neckartenzlingen.de oder hier als Zusammenstellung in einem Film von 16 Minuten.
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Ich bedanke mich für die tolle Zusammenarbeit bei Sylvia Leis, Stephan Gerhauser, Christine Altmicks, Kristina Neuerer, Calea, dem Schulhund, Aline Bauditsch, Uwe Secker, Lukas Roth, Saskia Seipel, Toby Brenner, Christian Kittel, Micha Glück, Milan, der Schulsozialarbeiterhund, Felix, der Schulsani, Bootsmann, der Rektoratshund, und bei allen Ungenannten hinter den Kulissen – und vor allem bei der großartigen Marleen Asvany.
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Szenenfotos;


















































































